1.Mannschaft : Spielbericht (2022/2023)

Sektdusche, Bier und Aufstieg

Landesklasse: Durch ein 4:1 im Derby in Siebleben krönt sich Ohratal vorzeitig zum Meister

Gerade hatte Niklas Beese nach einer tollen Ballstafette über Maximilian Rast, Luiz Miguel Schack und Philipp Kiebert mit einem Schlenzer ins lange Eck das 4:1 erzielt (68.), da wurde es hinter der Ohrdrufer Bank etwas unruhig. „Ich glaube, jetzt können wir die Sektflaschen rausholen“, frohlockte FSV-Geschäftsführer Ronny Koch. Auch die – wie sollte es in so einem Fall anders sein – mitgebrachten Aufsteiger-T-Shirts wurden schon einmal vorsichtig aus den Kisten genommen.
Pünktliche 22 Minuten später ertönte der Schlusspfiff, und im Ohrdrufer Lager brachen alle Dämme. Der Sekt wurde euphorisch versprüht und traf neben Spielern und Verantwortlichen auch das Trainer-Duo Dominik Müller und Tom Dziony. Längst waren die Shirts übergezogen, und ein Mannschaftskreis samt Gesangseinlagen leitete eine lange Feiernacht ein.

Ein paar Meter weiter ließen sich auch die Siebleber von ihren lautstarken Anhängern feiern. Der Aufsteiger in die Landesklasse hatte kein schlechtes Spiel gezeigt und den hochfavorisierten Ohratalern rund eine halbe Stunde lang das Leben schwer gemacht. Als Julian Fröbe im Nachsetzen wuchtig das 1:1 erzielte (31.) und so die frühe Gästeführung durch Schacks Distanzschuss (3.) ausglich, lag für eine kurze Zeit gar die Überraschung in der Luft.
Nach der erneuten Führung zum 2:1 hat Ohratal das Spiel im Griff.

Zumindest für zwei Minuten, denn dann stellte Schack nach Pass Kieberts den alten Abstand wieder her, und fortan hatte Ohratal das Derby im Griff. Beeses cleverer Flachfreistoß, der den Weg ins Tor fand, weil Marty Jung Keeper Kai Wehner irritierte, klärte dann alle Fragen mit der Halbzeit (45.).

Der zweite Durchgang ließ vor guter Kulisse von rund 400 Zuschauern zwar Spannung vermissen, weil der Gast insgesamt zu überlegen agierte. Dennoch verkaufte sich Siebleben teuer und hatte seinen Anteil, dass ein gutklassiges Duell geboten wurde. „Sie haben guten Fußball gespielt, wir haben Moral gezeigt und wollten nichts herschenken. Die vier Tore können passieren, die waren die Ohrdrufer auch besser“, befand ein entspannter Siebleber Trainer Kendy Burckhardt in seinem vorletzten Heimspiel.

Auf der Gegenseite nahm sich Müller ein paar Minuten, um das eben Erlebte kurz sacken zu lassen. Während seine Jungs bereits die Qualität des Bieres testeten, fand der frühere Stürmer seine innere Ruhe. „Natürlich gehst du vor dem Spiel insgeheim so Szenarien durch, was passiert, wenn… Wir wollten unbedingt die drei Punkte, wussten aber auch, dass hier schon andere gestolpert sind. Ich hatte aber keine Angst, dass wir es nicht schaffen. Dennoch bin ich froh, dass der Druck nun weg ist. Wir wollten nicht mehr rechnen müssen“, sagte er erleichtert.

Waren die 90 Derbyminuten unterm Strich recht entspannt zu erleben, hatten sich die Beteiligten vom FSV Ohratal in den 27 Spielen zuvor eben jenem Druck stellen müssen. Die Rückkehr in die Thüringenliga nach einem Jahr wurde als klares Saisonziel nach außen vorgetragen – einem Rucksack in Form großer Erwartungshaltung inklusive.
Stolpersteine in der Rückrunde bravourös gemeistert

Ohrdruf musste im engen vorderen Feld der Landesklasse-Staffel 3 liefern und tat dies gerade in der Rückrunde Woche für Woche. Während die Konkurrenz mehrfach patzte, blieben sie ungeschlagen und waren in den großen Spielen gegen Wacker Gotha (1:1), Hildburghausen (1:0) sowie Borsch (2:1) präsent. „Wir sind nicht mehr gestolpert und haben die Stolpersteine in der Rückrunde bravourös gemeistert“, meinte Müller, der neben den sportlichen Leistungen aber auch andere Erfolgsfaktoren fand.

Eine hohe Trainingsbeteiligung, ein gewachsenes Mannschaftskonstrukt, in dem so mancher Spieler eine neue, aber wichtige Rolle fand, abwechslungsreiches Training – beispielhaft auch mehrere Einheiten im Tabarzer Sport- und Gesundheitsbad Tabbs – und ein daraus resultierender gesunder Kader. „Gerade im letzten Saisondrittel hatten viele Vereine Verletzungssorgen. Bei uns sind alle fit“, erläuterte Trainer Müller.

Noch zwei Spiele, dann wird für ihn das Kapitel Ohratal vorerst zu Ende sein. Wie auch für Kiebert und Jung, die ihre Schuhe an den Nagel hängen. Raivis Vitolnieks wird den Verein ebenso verlassen. „In der Thüringenliga wird es für die Jungs vielleicht etwas anders. Aber daran brauchen wir jetzt noch nicht zu denken. Unser nächstes Ziel ist es, 70 Punkte zu holen“, blickte der Trainer bereits auf die Duelle mit Meiningen und Waltershausen.